Leben lehren – leben lernen
Für Margit-Anna Süß ist Unterrichten, dessen wird man schnell gewahr, ganz etwas anderes als die Erfüllung einer stundenplanmäßigen Routine, die sich pro Woche auf eine neunzigminütige Anleitung zu möglichst effizienten Handgriffen und Ausdrucksweisen beschränkt. In ihrer Klasse endet die Stunde nicht, sobald die Tür ins Schloss gefallen ist: Ihre Schutzbefohlenen – derzeit allein elf an der Grazer Kunstuniversität – sind keine zweidimensionalen, vorübergehenden Phänomene oder eine Garnitur in der Biographie des Lehrers; sie sind lebendige Erscheinungen mit all den Stärken und Schwächen, Ängsten, Hoffnungen und Ambitionen, die eine idiosynkratische Persönlichkeitsstruktur ausmachen.
Deshalb bilden auch Stunden-, Wochen- oder Semesterenden keine unüberwindlichen Unterrichtsbarrieren. Wer im Studierenden den »ganzen Menschen« vor sich sieht, der wird immer Mittel und Wege finden, die trotz zeitlicher und räumlicher Tücken zum Ziele führen – beispielsweise in den intensiven Unterrichtsphasen, die bei Margit-Anna Süß und Hansjörg Schellenberger im bayerischen Sachrang oder im ligurischen Case Carli stattfinden:
Deshalb bilden auch Stunden-, Wochen- oder Semesterenden keine unüberwindlichen Unterrichtsbarrieren. Wer im Studierenden den »ganzen Menschen« vor sich sieht, der wird immer Mittel und Wege finden, die trotz zeitlicher und räumlicher Tücken zum Ziele führen – beispielsweise in den intensiven Unterrichtsphasen, die bei Margit-Anna Süß und Hansjörg Schellenberger im bayerischen Sachrang oder im ligurischen Case Carli stattfinden:
»Wir haben unsere Häuser eigens mit mehreren Zimmern ausgestattet, damit jeder Studierende seinen eigenen Raum für sich hat. Dazu kommt ein Musikzimmer, in dem der Unterricht stattfindet. Als sich Hitomi Ishimaru im vorigen Jahr (2021) auf den japanischen Wettbewerb vorbereitet hat, war sie eine Woche bei uns in Ligurien, und ich habe jeden zweiten Tag im Dorf ein Vorspiel organisiert. Das Ergebnis war schließlich – der erste Platz.«
Ganzheitlich betrachtet die Lehrerin auch die Gemeinschaft ihrer Studenten. »Ich versuche sie als Gruppe zusammenzubringen, damit sie nicht nur das Harfenspiel perfektionieren, sondern auch den sozialen Umgang miteinander lernen, sich gegenseitig helfen und nicht, wie ich das sehr oft habe beobachten können, gegeneinander arbeiten. Bei uns gibt es keine Schadenfreude, wenn jemand beim Vorspiel einen Fehler gemacht hat.«
Ganzheitlich betrachtet die Lehrerin auch die Gemeinschaft ihrer Studenten. »Ich versuche sie als Gruppe zusammenzubringen, damit sie nicht nur das Harfenspiel perfektionieren, sondern auch den sozialen Umgang miteinander lernen, sich gegenseitig helfen und nicht, wie ich das sehr oft habe beobachten können, gegeneinander arbeiten. Bei uns gibt es keine Schadenfreude, wenn jemand beim Vorspiel einen Fehler gemacht hat.«
Letztlich geht es um eine »Harmonielehre« im weiteren, umfassenderen Sinne – weshalb denn auch jedes obsessive Training verpönt ist: »Es genügt nicht, sich ausschließlich auf dem gewählten Instrument zu üben. So dürfen Chorsingen, Gehörbildung, harmonische Analyse sowie Interesse an Kunst und Kultur in allen Sparten bei einer wirklichen Ausbildung des ganzen Menschen ebensowenig fehlen wie der Einsatz bestimmter Entspannungsübungen, die verhindern, dass man verkrampft oder fixiert durchs Leben geht – mit Hilfe von Yoga und der Alexander-Technik etwa, die gerade auch bei Musikern Erstaunliches bewirkt. Und je früher diese Aus=Bildung beginnt, desto selbstverständlicher wird das Musikerleben sein. Weil es nicht am Tellerrand des Ego endet ...«