
Das Geheimnis des Legatospiels

Unterhält man sich mit Margit-Anna Süß über ihr Metier, so fällt irgendwann zwangsläufig das Wort »Zwischendämpfung«. Dass sich der harfenistische Laie, und sei er musikalisch noch so gebildet, darunter nichts wird vorstellen können, ist begreiflich; dass derselbe terminus technicus jedoch auch in Fachkreisen noch immer nicht die gebotene Verbreitung und somit seinen praktischen Niederschlag gefunden hat, will nicht recht einleuchten: Schließlich versuchen die meisten Repräsentanten ihrer Zunft bei der Ausübung ihrer Kunst den (relativ) kleinen Vorrat an gehaltvollen Originalwerken durch Ausflüge in andere Repertoirebereiche zu erweitern – insbesondere durch die Interpretation oder Bearbeitung instrumentaler Musik.
Bei der Auswahl »fremder« Werke hat Margit-Anna Süß seit jeher äußerste Sorgfalt walten lassen: »Lange habe ich die Barockmusik nahezu aus meinem Repertoire verbannt, weil mich der lange Nachklang der Harfe und speziell das Verschwimmen einzelner Töne vor allem in der linken Hand, gestört haben. Zuerst habe ich eine von Nicanor Zabaleta bei der Firma Horngacher entwickelte Harfe mit zusätzlichem Dämpfungspedal probiert. Das hatte einen trockeneren Gesamtklang zur Folge, weil ja der gesamte Bass abgedämpft wurde. Andererseits änderte sich bei der Artikulation und Phrasierung nichts, denn die Tonfolgen verschwammen fast genauso wie vorher. Erst mit der Entdeckung der Zwischendämpfung kam ich meiner Vorstellung von der Interpretation barocker Musik entscheidend näher. Das hat sich natürlich auch auf das basso continuo-Spiel ausgewirkt ...«
Bei der Auswahl »fremder« Werke hat Margit-Anna Süß seit jeher äußerste Sorgfalt walten lassen: »Lange habe ich die Barockmusik nahezu aus meinem Repertoire verbannt, weil mich der lange Nachklang der Harfe und speziell das Verschwimmen einzelner Töne vor allem in der linken Hand, gestört haben. Zuerst habe ich eine von Nicanor Zabaleta bei der Firma Horngacher entwickelte Harfe mit zusätzlichem Dämpfungspedal probiert. Das hatte einen trockeneren Gesamtklang zur Folge, weil ja der gesamte Bass abgedämpft wurde. Andererseits änderte sich bei der Artikulation und Phrasierung nichts, denn die Tonfolgen verschwammen fast genauso wie vorher. Erst mit der Entdeckung der Zwischendämpfung kam ich meiner Vorstellung von der Interpretation barocker Musik entscheidend näher. Das hat sich natürlich auch auf das basso continuo-Spiel ausgewirkt ...«
Die musikalischen Resultate dieser Technik sind dem Hörer leicht nachvollziehbar – man nehme nur die bei Campanella Musica erschienenen Alben mit Musik von Carl Philipp Emanuel und Johann Sebastian Bach oder die bahnbrechende Einspielung der acht Impromptus op. 90 und op. posth. 142 von Franz Schubert. Anders sieht es da schon mit den komplexen technischen Abläufen aus, durch die Margit-Anna Süß und einige wenige Kollegen wie Marie-Pierre Langlamet oder Fabrice Pierre die Tücken ihres Instruments überlisten:
»In der Harfentechnik ist es üblich, dass man nicht einzelne Töne anzupft, sondern in Griffen vorbereitet eingesetzt wird, so dass die Finger eine gegenseitige ›Stütze‹ finden. Erst wenn die Finger vorbereitet plaziert sind, wird abgespielt. Wenn in einer Tonfolge z. B. vier eingesetzte Finger nacheinander abspielen, so setze ich bei der Zwischendämpfung den abgespielten Finger, manchmal auch den Daumen, in dem selben Moment wieder in die gespielte Saite, wo der nächste Finger spielt ... Das muss sehr elastisch vonstatten gehen, so dass die Dämpfung nicht abrupt erfolgt, sondern eine wechselseitige Tonablösung entsteht: Ein Ton dem nächsten übergeben, ohne dass er selbst weiterklingt – ganz so, wie man auf dem Klavier legato spielt.
»In der Harfentechnik ist es üblich, dass man nicht einzelne Töne anzupft, sondern in Griffen vorbereitet eingesetzt wird, so dass die Finger eine gegenseitige ›Stütze‹ finden. Erst wenn die Finger vorbereitet plaziert sind, wird abgespielt. Wenn in einer Tonfolge z. B. vier eingesetzte Finger nacheinander abspielen, so setze ich bei der Zwischendämpfung den abgespielten Finger, manchmal auch den Daumen, in dem selben Moment wieder in die gespielte Saite, wo der nächste Finger spielt ... Das muss sehr elastisch vonstatten gehen, so dass die Dämpfung nicht abrupt erfolgt, sondern eine wechselseitige Tonablösung entsteht: Ein Ton dem nächsten übergeben, ohne dass er selbst weiterklingt – ganz so, wie man auf dem Klavier legato spielt.
Natürlich ist die Zwischendämpfung nicht überall zu benutzen, und man sollte sie auch nur an musikalisch sinnvollen Stellen verwenden – besonders in der linken Hand, deren Töne wegen der langen Bass-Saiten und des in der Tiefe größeren Korpus viel leichter verschwimmen.«
»Ich unterrichte die Zwischendämpfung, weil ich es nicht ertrage, wenn zum Beispiel in der Sonate von Carl Philipp Emanuel Bach sämtliche Töne der linken Hand ineinander verlaufen. Ich habe mich viel mit Nikolaus Harnoncourt und seiner ›Musik als Klangrede‹ beschäftigt und möchte diese heute auf der Harfe realisieren, d.h. sprachlich werden lassen. Das ist eine grundsätzliche Sache, keine Geschmacksfrage.
»Ich unterrichte die Zwischendämpfung, weil ich es nicht ertrage, wenn zum Beispiel in der Sonate von Carl Philipp Emanuel Bach sämtliche Töne der linken Hand ineinander verlaufen. Ich habe mich viel mit Nikolaus Harnoncourt und seiner ›Musik als Klangrede‹ beschäftigt und möchte diese heute auf der Harfe realisieren, d.h. sprachlich werden lassen. Das ist eine grundsätzliche Sache, keine Geschmacksfrage.